Führung durch die Sonderausstellung «verrückt normal» im Historischen Museum Basel vom 18. Juni 2025
Bericht von Charlotte Hegnauer
Gleich am Anfang konfrontierte die Führerin Sabine Braunschweig die 18 teilnehmenden Frauen mit den Fragen: «Was erscheint uns als «normal», als «nicht normal» oder «verrückt»? Wo liegt die Grenze zwischen psychisch gesund und psychisch krank?». Die Antwort ist: es gibt keine feste Grenze, es ist eine Frage der subjektiven Perspektive, was beim Eintreten in die Ausstellung durch eine Wand visualisiert wird. Steht man ganz rechts davor, sieht man das Wort «normal», geht man nach links, erscheint langsam das Wort «verrückt».
Auf dem Weg durch die Ausstellung erfahren wir, wie die Psychiatrie entstand, wie früher Diagnosen gestellt wurden, welche Behandlungen es in den Anfängen gab und wie sich diese bis heute entwickelt und verändert haben. Es wurden im Laufe der Geschichte viele Methoden und Therapien erprobt, u.a. Arbeitstherapie, Schlafkuren und Elektroschock, darunter auch solche, die uns heute brutal, qualvoll und unverständlich erscheinen, wie z.B. die «Fiebertherapie», wo mit Malaria-Erregern hohes Fieber ausgelöst wurde, das zur «Heilung» beitragen sollte. Eine Diagnose zu stellen war in der Psychiatrie nie einfach und ist es auch heute noch nicht. Die Psyche lässt sich nicht messen oder abbilden, sie ist «unsichtbar».
Ein grosser Schritt in der Behandlung war in der 1950er Jahren die Erfindung der Neuroleptika. 1953 brachte Prof. Labhard das Medikament «Largactil» nach Basel, welches die medikamentöse Therapien ermöglichte und auch heute noch bei Psychosen und bipolaren Störungen eingesetzt wird. Bis heute bleibt die Psychiatrie eine Gratwanderung zwischen Fürsorge, Pflege, Selbstbestimmung, Isolation und Zwangsmassnahmen.
Sehr eindrücklich und berührend ist der rund halbstündige Film am Ende der Ausstellung. Darin kommen Betroffene, Angehörige und Fachleute zu Wort und beleuchten die grundlegenden Fragen rund um die Psychiatrie aus ihren unterschiedlichen Perspektiven.
Es war ein lehrreicher, spannender und eindrücklicher Museumsbesuch, der auch immer wieder zum Nachdenken anregte.
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